Die Fische in der Emme sind einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt. Erfahre bei diesem Posten, welche Räuber und Gefahren lauern, und auch welches Handeln der Mensch unterlassen sollte.
Gefahren
1. Fischräuber
Im Einzugsgebiet der Emme gibt es verschieden fischfressende Vögel
Kormoran
Gänsesäger-Männchen und -Weibchen
Graureiher
Kormoran und Gänsesäger jagen beide meist in Gruppen und können die Fische mit ihren Tauchkünsten und Wendigkeit auch bis in tiefe Gewässerstellen, sowie in Fischverstecke folgen. Gänsesäger können die Anzahl Jungfische in einem Gewässer erheblich vermindern und fügen grösseren Fischen Verletzungen zu, was zu Infektionen führen kann.
Jagende Gänsesäger, sogenanntes «Wasserlugen» mit dem Kopf unter Wasser, um Beute zu erspähen. Gefolgt vom schnellen Abtauchen für die Jagd.
Auch Fischer entnehmen der Emme jährlich einige hundert ausgewachsene Fische ab einer bestimmten Grösse während der Fischereisaison von Mitte März bis Mitte September
2. Krankheiten
Auch Fische haben bakterielle, virale und parasitäre Krankheiten, deshalb sollten sie nicht von einem Gewässer in ein anderes transportiert werden. Die meisten Fischkrankheiten stellen für den Menschen keine Gefahr dar.
Beispiel: Die Proliferative Nierenkrankheit (PKD = proliferative kidney disease). Der Parasit befällt die Fischniere und damit das zentrale blutbildende Organ. Erkrankte Fische werden apathisch und sterben oft.
Niere einer an PKD erkrankten Forelle
Beispiel Hautparasit/Ektoparasit:
Forellen in der Emme können Blutegel aufweisen. Blutegel besitzen einen Saugnapf, mit dem sie sich an der Haut und den Flossenansätzen der Fische festsaugen. Sie ernähren sich vom Blut der Fische.
3. Gefahren im Lebensraum
Die Fischbestände leiden aufgrund der schlechten Zustände der Gewässer. Hauptverantwortlich sind Verunreinigungen, künstliche Gewässerverbauungen und die Wasserkraftnutzung.
Akute Gewässervergiftungen
Leider kommt es immer wieder zu Fischsterben aufgrund von Gülle, Löschwasser oder Chemikalien, welche in Gewässer gelangen. Diese Stoffe gefährden nicht nur das Leben im Wasser, sondern auch unser Trinkwasser.
Die Bilder wurden dankenswerterweise vom kantonalen Fischereiaufseher Thomas Maurer zur Verfügung gestellt.
Chronische Gewässerbelastung
Tausende chemische Substanzen, (sog. Mikroverunreinigungen) gelangen täglich in unsere Gewässer: Körperpflegeprodukte, Reinigungsmittel, Medikamente, Spritz- und Düngemittel… Die vom Menschen produzierten und eingesetzten chemischen Substanzen gelangen auf verschiedensten Wegen in die Gewässer: Durch Abwasserreinigungsanlagen, Abschwemmung von Feldern oder Austritt von alten Deponien oder Bautätigkeit.
Die Wirkung der Stoffe und ihrer Abbauprodukte ist abhängig von ihren physikalischen-chemischen Eigenschaften, deren ökotoxikologischen Eigenschaften, sowie der gelösten Stoffmenge im Wasser.
Die Antibabypille (Ethinylestradiol) beispielsweise kann schon bei Millionstelgramm pro Liter zur Verweiblichung von Fischen führen und damit längerfristig zum Aussterben einer Fischpopulation.
4. Gewässerverbauungen
Unnatürliche Gewässerkanalisierungen und Verbauungen führen zu Lebensraumverlust, beeinflussen die Dynamik und den Geschiebehaushalt von Gewässern. Dazu gehören auch Wasserkraftwerke, welche gefährliche Hindernisse für die Fische darstellen. Denn Fische müssen wandern, um geeignete Lebensräume zu finden und um sich fortzupflanzen zu können.
Die angelegten Fischtreppen sind oft unzureichend insbesondere der Abstieg der Fische führt leider meist durch die tödliche Wasserturbine
5. Klimawandel
Die Veränderung des Klimas hat direkte und indirekte negative Folgen für die Bachforellen:
Die Wassertemperaturen in den Oberflächengewässern steigen und somit wird die Forellenregion im Mittelland weiter nach oben verschoben werden. Für Bachforellen sollte die Wassertemperatur 20° Grad nicht übersteigen, sonst droht Stress und Sauerstoffmangel, was zu Krankheitsanfälligkeit führt.
Die Entwicklung der durchschnittlichen Wassertemperatur über das ganze Jahr in der Emme bei Emmenmatt seit Messbeginn 1978 bis 2020. Es kann eine klare Erwärmung der Wassertemperatur festgestellt werden.
Darstellung gleitendes Mittel über 7 Jahre; Rohdaten: Bundesamt für Umwelt BAFU, Abteilung Hydrologie, Bern
Niedrigwasser, Gewässerabtrocknung
Wasserkonzessionen führen dazu, dass Wasserkanäle gefüllt sind mit Wasser, die Emme daneben jedoch ein Rinnsal ist oder gar kein Wasser mehr aufweist.
Hier wird Wasser aus der Emme in ein Kanalsystem abgeleitet
Im Sommer kommt es immer öfters zu Niedrigwasser aufgrund langer Trockenperioden. Durch die Austrocknung sterben nicht nur die Fische, sondern auch alle anderen Wasserlebewesen und Fischnährtiere, welche auf Wasser angewiesen sind.
Winter-Hochwasser
In der Emme gab es in den letzten Jahren meist zu Winterhochwassern aufgrund von Wärmeeinbrüchen. Wird die Kiesbettsohle durch die grossen Wassermassen in Bewegung gesetzt, werden dadurch die Forelleneier grösstenteils zerstört und damit eine ganze Forellengeneration dezimiert.
Ab einer Wassermasse von >60 m3/Sekunden in Emmenmatt beginnt sich die Emmesohle zu bewegen und gefährdet/zerstört die Forelleneier. Beispiel aus dem Jahr 2021 mit dem Wasserhöchststand am 4. und 29. Dezember, nachdem die Mehrheit der Forellen bereits abgelaicht hatte.
6. Invasive Arten
Die Anzahl an nicht-heimischen Arten nimmt auch in der Schweiz zu. Invasive Arten bergen die Gefahr einheimischer Arten zu verdrängen, können tödliche Krankheiten verbreiten und grosse ökonomische Schäden verursachen (z. B. Infrastruktur, Fischbestände/Fischzuchten).
Sonnenbarsch gehört hierzulande ins Aquarium und nicht in Gewässer.
Was kann ich beeinflussen?
Abfall gehört nicht in den Wald oder ins Wasser, sondern in den Müll!
Aluminiumdose am falschen Ort
und verbleibt dort 3x so lange wie ein Mensch durchschnittlich leben wird…
Plastik
…20 Jahre am falschen Ort…
PET Flasche
… auch nach Jahren noch nicht zersetzt…
Zigarettenstummel
… 15 Jahre bis zersetzt … kontaminiert (Grund-)Wasser mit Chemikalien (Nikotin, Dioxin, Formaldehyd, Cadmium).
Das WC ist keine Abfallkübel
Medikamente gehören nicht in die Toilette, denn wenn sie in der ARA nicht abgebaut werden können gelangen sie Oberflächengewässer und möglicherweise ins Trinkwasser. Bring alte oder nicht mehr benötigte Medikamente unbedingt zurück in Apotheken oder zur Sammelstelle!
Keine Tiere in die Umwelt aussetzen
Du gibst den Tieren nicht ihre Freiheit wieder, du gefährdest das ganze Ökosystem! Bring sie zurück in die Zoohandlung!
Hast du dich auch schon gefragt?
Kläranlagen können gewisse chemische Substanzen abbauen, jedoch längst nicht alle und auch nicht vollständig. So gelangen viele Medikamente via Kläranlagen in die Oberflächengewässer, sind dort chemisch nachweisebar und können negativ Auswirkungen auf Tiere und Umwelt haben.
Über das Jahr 2019 wurden nachfolgende Mengen im durchfliessendem Rheinwasser nachgewiesen:
~38’000 Kilogramm EDTA als Zusatzstoff in Reinigungs- und Waschmitteln
In den 1950er Jahren waren die Gewässer in der Schweiz stark belastet, so stark, dass das Baden verboten wurde. Abwässer wurden direkt in Oberflächengewässer eingeleitet, dies führte zu starkem Algenwachstum, zu Sauerstoffmangel und zu Fischsterben. Abwasserreinigungsanlagen reinigen kommunale und gewerbliche Abwasser durch drei Reinigungsstufe (mechanisch, biologisch und chemisch) und verbessern die Wasserqualität deutlich. Sehr viele chemische Stoffe werden jedoch wenig oder gar nicht aus dem Abwasser entfernt und landen im Gewässer. Eingeleitetes und gereinigte Abwasser ist klar, aber noch lange nicht sauber.
ARA-Wassereinleitung in die Emme
Um Mikroverunreinigungen wie Medikamente effizienter aus dem Abwasser entfernen zu können, benötigt es eine Nachrüstung der Abwasserreinigungsanlagen mit einer vierten Reinigungsstufe (Aktivkohle, Ozonierung).
Weisst du es?
Wie weiter?
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Im nächsten Posten 10 geht es um wirbellose Wasserbewohner.